Donnerstag, 29. Januar 2015

Stiftung Warentest: Hufkratzer

Jeder Equidenbesitzer hat mindestens einen: Einen Hufkratzer. Damit befreit man die Hufe seines Tieres vor und oft auch nach dem Ausreiten, von Erde, Steinchen und Dreck.

Wanderreiter und Säumer müssen das unterwegs sogar noch häufiger machen. Gerade auf steinigen Pfaden können sich allerlei Fremdkörper in den Hufen festsetzen und das kann für das Tier unangenehmen, ja gefährlich werden. Ein Hufkratzer muss also zwingend mit auf die Reise, genau wie Striegel und Bürste.

Auf dem Trainingslauf gestern verklumpte sich tauender Schnee, Kiesel  und Matsch schon früh zu grossen Eisbrocken unter Heidis Hufen. So gross, dass das Pferd am Ende wie auf vier Eiskugeln balancierte,  ohne dass die Eisen den Boden berührten.
Ich hielt  an und fing an, mit dem mitgeführten Hufkratzer den monströsen Dingern auf den Leib zu rücken. Einfacher gedacht als getan! Das ganze war fest wie Beton! Geduldig wartete Heidi, während ich kratzte, klopfte, bohrte und hebelte.

Es ging einfach nicht. Ich nahm die Wasserflasche zu Hilfe, benutzte sie wie ein Hammer und konnte so erst mal das gröbste Eis wegschlagen. Danach bohrte und hebelte ich mit dem Hufkratzer weiter.
Endlich gelang es mir, die Hufe zu säubern.

Aber der Hufkratzer hatte es danach hinter sich. Der Spitz total verbogen!

Das Ding ist vielleicht für einen Ponyhof geeignet, wo kleine Mädchen Manegen-Torf aus den Hüfchen ihrer Shettys pulen. Für den harte-Frauen Einsatz im Gelände ist dieses Gadget nicht konzipiert.

Gut, dass das jetzt rausgekommen ist. Und nicht unterwegs.




Sonntag, 25. Januar 2015

Gezeichnete Selfies und Mitreisende

Als Kind habe ich auf Reisen und in den Ferien meine Abenteuer immer  zeichnerisch dokumentiert und da meine Figuren  und anderen "unsichtbare Begleiter" stets mitkamen, erzählten die Geschichten auch, wie es ihnen dabei erging. Genaugenommen, erzählte ich nur von ihnen. Schon deswegen, weil ich *mich* nicht zeichnen mochte.

Letzteres finde ich auch heute schwierig. Nicht, weil ich eine so komplexe Visage hätte, sondern weil ich mir komisch dabei vorkomme. Dabei gibt es eine Reihe von Künstlern die, gezeichnet,  im wahrsten Sinne des Wortes eine gute Figur machen; Roberta Gregory zum Beispiel, aber auch GEIER as himself oder in der Rolle des DOKTOR WER

Solche Beispiele machen mir etwas Mut. Da ich unterwegs  keinen grobstofflichen, diesseitigen Begleiter haben werde, der mir Kafffee kocht, Mörder und Halunken vom Hals hält und mich last but not least fotografiert, bleibt mir gar nichts anderes übrig als wenigstens zeichnerisch festzuhalten, dass ich an dieser Pilgerfahrt teilnehme.
Aber natürlich werden John und Aldo immer dabei sein.  Denn schliesslich besuchen wir Aldos Grab und JFK kommt mit.




Aldo und ich, wir sind beide Frostbeulen. Das Training bei Kälte macht uns zu schaffen.  Nun brechen wir ja erst Ende April auf, dann sollte eigentlich Frühling sein...sollte. Ich erinnere mich an Mai Tage im Minustemperaturenbereich! Und so schwingt beim Packen immer die Angst vor dem Frieren mit.

Dienstag, 20. Januar 2015

Januarkälte

Obwohl das Thermometer heute nur um die ein Grad minus anzeigte, war es heute gefühlt weitaus kälter. Leichter Schneefall. Ich tröste mich damit, dass es Frühling sein wird, wenn wir aufbrechen. Und dennoch: Diese Temperaturen liegen auch dann durchaus drin, vor allem in den Alpen.

Heidi ist ob der Kälte aufgekratzt und lebhaft. Ich habe eigentlich eher Lust mich unter die Decke zu verkriechen, samt Wärmeflasche...

Und dennoch: sobald ein Sonnenstrahl durch die Wolken bricht, schlägt das Herz höher. Der Ruf der Ferne wird immer lauter. Im Wind spüre ich Aldos Hand. So langsam erwacht das innere FEuer wieder.



Ich zeichne auch wieder an den Reisemotiven...



Montag, 12. Januar 2015

Schockwandler

Die dunklen Tage  beherrschen weiter das Land. Überall ist das tiefe Trauma das über der ganzen Nation liegt, spürbar.
Es lauert als bleierner Schatten in jeder Ecke und ist als grauer Schleier in jedes Gesicht gemeisselt.

Auch ich bin hingefallen und komme nicht mehr hoch. Jeder Versuch, wieder aufzustehen wird niedergedrückt  durch eine Beton-Platte, einer Salve Kugeln ins Herz. Es ist Mischung aus Schuldgefühl "Wie kann ich weitermachen, wo das doch passiert ist, wo SIE nicht mehr weitermachen können?" und einem allumfassenden Gefühl der Sinnlosigkeit.

Italien und Aldo Moro scheinen so fern wie noch nie.
Zum ersten Mal, seit ich vor mehr als einem Jahr den Entschluss fasste, die Pilgerfahrt zu machen, fehlt mir die Motivation. Die blühenden Träume von majestätischen Bergen, kristallklaren  Buchten, von Zikaden und Sternen, verblassen zu einer irrealen, vergangenen  Halluzination, die sich entfernt.

Das Training ist nur noch Pflicht. Das Pferd muss schliesslich bewegt werden.
Ich breche auf, aber ohne Lust.  Jeder Fehler, den das Tier macht ärgert mich. Und wieder scheut Heidi, stürmt nach vorn, wegen scheinbar nichts. Ich kann sie halten, aber ich verfluche sie. Ein "Scheissvieh" entfährt mir, ausgestossen in die kalte Luft der Sinnlosigkeit.

Unten im Wald, da ist dieser Weg entlang des "Ruisseau des Cailloux" - Baches, den ich schon lange mal begehen wollte. Doch  das Schmelzwasser hat den Bach zum reissenden Fluss gemacht. An vielen Stellen ist er über die Ufer getreten. Ein Baum liegt auch noch quer.  Auf den ersten Blick, ist alles unpassierbar.
Um mit Kojak zu sprechen: Entzückend!
Ich weiss; unterwegs wird es viele solche Situationen geben.

Und jetzt stinkt mir das ganze erst recht.

Ich wende das Pferd. Nur nach Hause, den Gaul auf dem Paddock parken und dann ab aufs Sofa.

Dann wird mir klar: Wenn ich jetzt umkehre, dann endgültig. Dann werde ich Morgen nicht wieder kommen um zu sehen, ob der Weg jetzt vielleicht passierbar ist.
Und das war's dann mit Aldo, den Sternen und den Zikaden.



Also stackse ich den glitschig-matschigen Steilhang hinunter. Heidi, nervös von dem lauter hin und her, setzt sich auch in Bewegung.  Viel zu schnell, ich bremse sie aus. Sie muss lernen, mir auf solchen schwierigen Wegen langsam und mit Abstand zu folgen.
Lernen?
Dann bin ich also doch wieder mittendrin, im Training.
Wir Kämpfen uns über die rutschigen Steine am Ufer, umgehen den Baum, in dem wir wieder eine Böschung hinauf in den Wald klettern, dann wieder runter.
Wir meistern die schwierige Stelle. Das Licht das durch den Wald bricht und auf dem wilden Wasser funkelt, scheint für einen Augenblick einen Gruss aus dem fernen Apulien mitzubringen.